Stricken, Häkeln und mit Wolle arbeiten. Ein Hobby wie jedes andere? | Teil 1
Vor einigen Tagen habe ich mich zu diesem Thema auf Facebook und Instagram geoutet. Ich habe erzählt, dass ich früher niemandem von meinem Hobby, dem Stricken und Häkeln, wusste. Ich habe mir die letzten Tage viele Gedanken hierzu gemacht, weil ich sehr viele Nachrichten erhalten habe. Für einige war es klar, dass man Freunden und der Familie von dem Hobby erzählt. Es gab aber auch sehr viele, die sich in meinem damaligen Verhalten Wiedererkennen konnten. Warum ist das so und was hat sich bei mir geändert?
Zu diesem Thema gibt es bereits den Hashtag #Wollgeheimnis. Wenn du deine Meinung zu dem Thema äußern möchtest, setze doch den Hashtag und verlinke Knitloop, damit ich deine Beiträge sehen kann.
Ich möchte euch vorab noch ein paar anonyme Reaktionen zeigen, die ich im Laufe der Tage per Nachricht oder Kommentar erhalten habe:
Am Ende dieses Blogbeitrags hänge ich noch mehr Bilder und Kommentare zum Stöbern an. Fühl dich gern frei sie zu lesen, es ist wirklich interessant!
So, jetzt möchte ich noch einmal, seit meinem Post, auf meine Situation und Denkweise von damals eingehen. Seit ich denken kann stricke und häkle ich, was das Zeug hält. In manchen Lebensphasen mehr, in anderen weniger. Es war schon immer so, dass es vor allem auf die Jahreszeiten ankam und ich habe für mich auch gemerkt, dass ich besonders viel gestrickt und gehäkelt habe, wenn mich irgendwas bedrückt hat oder wenn ich abschalten musste. Es war für mich damals ein Ventil, dass den Druck des Alltags im abließ. Das war mir schon klar, ich war mir aber nicht über den Stellenwert meines Hobbys bewusst. Darauf möchte ich aber in einem zweiten Teil noch näher eingehen.
Als ich meinen jetzigen Partner kennengelernt habe, wusste er NATÜRLICH nichts von meinem Hobby. Warum auch? Man ist schließlich mit anderen Dingen beschäftigt und möchte sich selbst im Besten Licht zeigen. Ich habe mich, ganz klar, für mein Hobby geschämt. Ich wollte nicht, dass er davon erfährt, weil ich nicht wollte, dass er mich wegen so einem 'alten' Hobby verlässt. Das war eben meine größte Angst und deshalb habe ich es geheim gehalten. Aber nicht nur mein Partner wusste nichts davon, auch keine Freundin wusste, was ich eigentlich so kann. Umso verrückter ist es doch, dass ich jetzt mit einem eigenen Woll-Shop dastehe, oder?
Nun ja, dass es dann rausgekommen ist, daran ist meine Mama Schuld. Eines Abends erwähnte sie vor meinem Freund (natürlich gaaanz zufällig), dass ich ja so toll stricken und häkeln könne. Und so nahm alles seinen Lauf.
Mein Freund hat es gut aufgenommen und wollte natürlich mehr wissen und vor allem, ob meine Mama Recht hatte. Und so kam dann bei mir eins zum anderen. Ich habe einen Bandscheibenvorfall bekommen und lag flach. Natürlich habe ich nach einiger Zeit vor meinem Partner das Stricken angefangen...was hätte ich auch sonst im Liegen tun sollen? Eines Abends fassten wir den Entschluss einen Woll-Shop zu gründen. So begann dann mein eigentlich 'geheimes' Hobby zu einem sehr offenen Hobby zu werden. Geht ja quasi nicht anders.
Es war das Beste, was mir passieren konnte.
2017
2018
2019
Und so habe ich meine Angst mit der Zeit überwunden. Ich habe mich sehr lange außerhalb meiner Komfortzone bewegt, vor allem damals beim Posten. Seit aber jeder in meinem Freundeskreis, in meinem Beruf oder in meiner Familie das weiß, lebt es sich wirklich leichter. Man kann frei von seinem Hobby erzählen und erntet sogar das ein oder andere Mal Lob dafür. Besonders oft höre ich: 'Tami, das sieht ja richtig cool aus, was du das machst. Das hätte ich garnicht gedacht.' Ich habe einen Freund, der tatsächlich jeden einzelnen Beitrag kommentiert und liked und supported. Geht das noch besser?
Wundern uns die Reaktionen der Community? Nein, oder? Weil jeder von uns weiß, dass Handarbeiten im Allgemeinen oder eben insbesondere ein Woll-Hobby oft als 'altbacken' angesehen werden. Und ich glaube, dass genau hier das Wolldenken hakt. Meiner Erfahrung nach 2,5 Jahren 'freies Wolle suchten und verarbeiten' ist, dass man selbstbewusst an die Sache rangehen kann. Wir können etwas, was nicht viele können und haben uns, was enorm wichtig ist.
Aber nachdem ich auch darauf gerne genauer eingehen möchte, splitte ich diesen Beitrag in zwei Blogposts auf. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Reaktionen und Kommentare. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.
Deine
Tamara