Strickstück waschen und spannen | Teil 2
Ab sofort gibt es hier im Tutorial-Blog jeden Samstag einen Blogpost, der unter dem Thema #KNITORIAL läuft. Hier findest du Tipps und Erklärungen zu bestimmten Techniken. Wenn dir der Beitrag gefällt, freue ich mich natürlich, wenn du ihn deinen Strickfreund/innen on- und offline empfiehlst. Der Blogpost enthält Affiliatelinks. Ich werde dafür nicht bezahlt, erhalte aber eine kleine Provision, falls du meine Tipps annimmst. :)
Ich rede nachfolgend von Strickstücken, du kannst es aber genauso auf Häkelstücke anwenden. Viel Spaß beim Lesen und testen!
INHALT:
Einführung
Warum sollte das Strickstück überhaupt gespannt werden?
Welche Materialien sind nützlich? Wie spannt man Strickstücke? Worauf sollte man unbedingt achten? FAQ
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Letzte Woche ging es ums Waschen und heute geht es ums Spannen (auch 'Blocken') deines Strickstücks. Warum ist es so wichtig? Müssen alle Teile gespannt werden? Welche Materialien braucht man dazu oder kann man gut nutzen?
Heute schreibe ich euch über meine Erfahrungen und aus den zusammengetragenen Erfahrungen der Knitloop Community.
Ich hatte nämlich eine Umfrage gestartet und GUESS WHAT - die Ergebnisse sind super spannend! Wusstest du, dass von knapp 520 befragten Personen knapp die Hälfte (47%) die eigenen Strickstücke nie spannt? Und von diesen 47% knapp die Hälfte der Personen nicht weiß, warum man überhaupt 'spannen' sollte? Nein? Mit dieser Zahl hätte ich persönlich nie gerechnet.
Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, warum ich auf dieses Thema so ausführlich eingehe. Es ist einfacher, als du denkst und gemeinsam holen wir noch mehr aus deinem Projekt heraus. Let's go!
WARUM SOLLTE DAS STRICKSTÜCK ÜBERHAUPT GESPANNT WERDEN?
1) MUSTER ENTFALTEN SICH RICHTIG
Die meisten Wollsorten 'verdrehen' den Faden beim Stricken etwas und die Fasern sind nicht ganz glatt, sodass das Muster nicht komplett flach gestrickt ist. Das ist ganz normal. Die Fasern verändern sich während des Waschens und durch das Spannen wird dein komplettes Strickbild deutlich gleichmässiger. Das Spannen ist also die letzen 5%, die dein Stück wirklich perfekt machen. Hier ist ein Bild von einer ungewaschenen und ungespannten Maschenprobe:
Wie du hier siehst, erkennt man das Muster kaum. Das Lochmuster verschwindet förmlich hinter den rechten Maschen (Zu- und Abnahmen). Nach dem Spannen und Trocknen, sieht die Maschenprobe so aus:
Das ist doch ein riesiger Unterschied, oder? Man erkennt, dass die Maschen gleichmässiger sind und sich das Muster richtig schön gelegt hat. So soll es sein. :) Auch wenn du nur glatt rechts strickst, wird das Spannen einen Unterschied machen.
2) RICHTIGE PASSFORM
Gute Strickanleitungen enthalten eine Maschenprobe. Im Normalfall steht dabei, ob die Maschenprobe ungewaschen und ungespannt ist oder andersherum. Im Normalfall sind die Angaben zur Maschenprobe immer im gewaschenen und gespanntem Zustand angegeben. Nur so kannst du später sicher sein, dass dir das Strickstück passt. Wenn deine Maschenprobe abweicht oder du sie nicht wascht und spannst, wird dir das Stück später (mit großer Wahrscheinlichkeit) nicht perfekt passen. 10 Maschen auf 10 cm Breite - ungewaschen und ungespannt - sind natürlich nicht das Gleiche, wie 8 Maschen auf 10 cm Breite.
WELCHE MATERIALIEN SIND NÜTZLICH?
Grundsätzlich würde ich dir immer raten, etwas Geld in die Hand zu nehmen und in Spannkämme und Spannmatten zu investieren. Das Ergebnis ist besser, als wenn du dein Strickstücke einfach nur nass auslegst und Trocknen lässt.
Falls du dich erst einmal herantasten möchtest, kannst du natürlich auch mit einem Handtuch (als 'Spannmatte') starten. Du legst das nasse Strickstück darauf gleichmässig aus, ohne es zu befestigen. Das ist auch der Nachteil, da sich die Maschen beim Trocknen wieder zusammenziehen können.
Wenn du professioneller Spannen möchtest, stehen folgende Materialien zur Auswahl:
1) SPANNUNTERLAGE
Sie dient zum befestigen der Nadeln. Es gibt Spannmatten, die extra für Strickstücke gedacht sind. Ich persönlich finde sie zu teuer (meist 9 Stück ab 30€) und deshalb verlinke und empfehle ich sie hier dir nicht. Ich möchte dir Alternativen geben:
- (Ich nutze) diese Bodenmatten (18 Stück für 19€ - 9 Stück für 9,50€)
Von den Knitloopern vorgeschlagen (und von mir noch nicht getestet):
- Puzzlematten für Kinder (9 Stück für 11,99€ - reduziert)
- Styroporplatten (3 Stück - 50x33cm für 9,99€)
Ich würde dir immer zu Boden- oder Puzzlematten raten, da du sie individuell zusammensetzen und gut verstauen kannst.
2) SPANNKÄMME /-NADELN /-DRÄHTE
Damit du das Strickstück schön befestigen kannst, benötigst du Nadeln. Bei der Umfrage wurden öfters 'Stecknadeln' genannt. Die würde ich euch nicht empfehlen, da sie schneller rosten und so unschöne Stellen in der Wolle hinterlassen. Was also ist sinnvoll?
Ich habe zuerst mit Spannnadeln (T-Nadeln) angefangen und bin mittlerweile auf Spannkämme umgestiegen. Ich finde, dass Spammkämme am einfachsten zu handhaben sind. Zu den einzelnen Vor- und Nachteilen komme ich später, sobald ich dir das Spannen erkläre.
- Spannkämme von KnitPro (19,00€)
- Spannnadeln 'T-Nadeln' (7,99€)
- Spanndrähte (29,36€)
Spanndrähte nutzt man meist, zusammen mit Spannnadeln, für Tücher.
WIE SPANNT MAN STRICKSTÜCKE?
Nachdem du das Strickstück gewaschen hast (Strickstück waschen und spannen | Teil 1) , kommen wir zum Spannen. Wie bereits in Teil 1 beschrieben, solltest du das Wasser schön ausdrücken. Je weniger Wasser im Strickstück ist, desto schneller trocknet es.
1) Ausreichend Bodenmatten auslegen und das nasse Strickstück darauf ausbreiten.
2) Nun kommen die Nadeln ins Spiel. Spanne in eine Richtung (z.B. horizontal).
Befestige zuerst die 'Ecken' deines Strickstücks. Man spannt normalweiße immer am Rand. Ziehe hierbei leicht das Stück auseinander. Du musst allerdings vorsichtig sein. Lieber zu wenig ziehen, als zu viel. Alles, was sich 'unnatürlich' für die Wolle anfühlt, da sie sich zu doll spannt, ist definitiv zu viel.
Du siehst auf dem Bild, dass ich zuerst horizontal gespannt habe. Ich würde dir immer zuerst eine Richtung empfehlen. Mit welcher du beginnst, ist dir überlassen. Arbeite dich Stück für Stück voran. Bei Cardigan und Pullovern würde ich dir immer raten mittig, am Körper, zu beginnen.
3) Spanne in die andere Richtung (z.b. vertikal).
Befestige nun die restlichen Ränder.
Hier ist es nun wichtig, dass du gleichmäßig spannst. An der Maschenprobe kann man es schön erkennen, da sie viereckig ist.
Bild 1
Du musst die Kämme natürlich nicht jeden cm setzen. Du kannst auch größere Abstände lassen. Wichtig ist allerdings, dass du auf die Linie achtest. In Bild 1 siehst du, dass der Rand sich wölbt. Hier wurde also zu wenig gespannt.
Nachfolgend das andere Extrem:
Bild 2
Hier wurde definitiv zu weit gespannt. So verformst du das Strickstück und es entstehen Auswölbungen, die sich kaum korrigieren lassen. Aus diesem Grund bevorzuge ich die Spannkämme. Solche Auswölbungen können nämlich bei den Spannnadeln ebenfalls entstehen, da sie eine 'kleinere Fläche' dehnen.
4) TROCKNEN LASSEN
Jetzt einfach das Strickstück liegend trocknen lassen. Das kann gut 1-3 Tage, je nach Wollsorte, dauern.
Wenn das Strickstück ganz getrocknet ist, kann man die Nadeln entfernen. Ich persönlich stecke das fertige Strickstück noch einmal (in einer Tüte) für mindestens 24 Stunden in ein Gefrierfach. So können sich die Fasern noch einmal fester verhaken.
Wenn ich einen Cardigan spanne, sieht das so aus:
WORAUF SOLLTE MAN UNBEDINGT ACHTEN?
- Strickstücke aus dickerer Wolle können sehr groß werden. Meist reicht bei Pullovern/Cardigan ab Nadelstärke 6 einfaches Auslegen, ohne spannen.
- Für ein gleichmässiges Strickbild sowohl vertikal, als auch horizontal und diagonal, ungefähr gleich weit auseinander ziehen. Bei Tüchern kann dies abweichen, für alles andere kann man dies als Faustregel nehmen.
- Keine Auswölbungen am Rand entstehen lassen.
FAQ:
Woran erkenne ich, wie wenig oder wie stark ich das Strickstück spannen muss?
Wie bereits im Blogpost beschrieben: Alles, was sich unnatürlich für das Strickstück anfühlt, ist zu viel. Die Maschen sollen sich schön auseinanderziehen, ohne zuviel Spannung. Wenn du noch viel 'Spiel' im Strickstück hast, obwohl die Nadeln schon befestigt sind, hast du es zu wenig gespannt.
Kann man auch ohne 'spezielles Werkzeug' spannen?
Ich würde dir immer zu 'speziellem Werkzeug' raten. :D Das Ergebnis wird (meiner Meinung nach) niemals gleich gut.
Egal, wie gut ich spanne - es funktioniert bei mir einfach nicht gut. Der Rand rollt sich immer ein. Woran liegt es?
Entweder liegt es an der Ausrüstung, an mangelnder 'Einarbeitung' in das Thema oder am Muster. Wenn du einen Rand hast, der sich immerzu einrollt, hat das oft nichts mit falschem Spannen zu Tun, sondern mit der Technik. Glatt rechts rollt sich generell gerne ein und kann nicht immer durchs spannen 'gefixt' werden.
Muss ich jedes Strickteil jedes Mal nach dem Waschen spannen?
Nein. Ich mache das meist nach Gefühl. Zu viel Spannen kann auch Stress für das Strickteil bedeuten und demnach die Haptik verändern.
Falls du noch Fragen hast, kannst du sie gerne in den Kommentaren stellen. Ich würde die interessantesten noch aufgreifen und in diesem Blogpost ergänzen.
Ich selbst bin ebenfalls keine Expertin und kann nur aus meinen eigenen Erfahrungen erzählen. Sicherlich gibt es sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten und Routinen, die angewendet werden können.
Viel Spaß beim spannen!
Deine Tamara
2 Kommentare
Hi Laura,
du kannst den Beitrag genauso auf Baumwolle anwenden. Die ist relativ pflegeleicht. Ich würde das Strickstück nach dem ersten waschen spannen und danach nur bei Bedarf. 🥰
Hi, danke für den tollen Beitrag.
Du schreibst hier jeweils über Wolle, wie ist das Ganze bei Baumwolle?
Danke und liebe Grüsse
Laura